Digitale Verwaltung für die Immobilienbranche

Das Start-up Scalara aus Brühl bei Köln hat eine Software für Hausverwaltungen entwickelt, die in der Immobilienbranche auf wachsendes Interesse stößt. Über finanzielle Förderungen hinaus unterstützte die NRW.BANK das digitale Geschäftsmodell der Gründerin Shari Heep mit einer Einladung zum Pitch auf der Private Equity-Konferenz NRW 2023, wo Scalara einen wichtigen Investor überzeugte.

„Wir geben Hausverwaltungen eine bezahlbare und einfach zu bedienende Softwarelösung an die Hand, damit sie ihre täglichen Aufgaben effizienter erledigen können“, sagt Shari Heep, Mitgründerin von Scalara. Die digitalen Anwendungen des Software-as-a-Service-Angebots befinden sich in einer Cloud und sind für Hausverwaltungen im Abonnement erhältlich. Zu den Kernanwendungen gehören eine Stammdatenerfassung und eine Buchhaltungssoftware mit integriertem Onlinebanking. Mieterinnen und Mieter erhalten ihre Abrechnungen nicht auf Papier, sondern rufen die Daten online ab.

Kundenzahl verdreifachen

Die digitale Plattform ist seit August 2023 im Regelbetrieb. Verwendet wird sie mittlerweile von rund 60 Hausverwaltungen, die mit der Software 40 000 Wohn- und Gewerbeeinheiten administrieren. Bis Ende 2024 will Scalara die Zahl seiner Kunden verdreifachen. „Die NRW.BANK hat wesentlich zu unserem bisherigen Erfolg beigetragen“, betont Heep. Bereits in der Coronakrise profitierte Scalara von einem Wandeldarlehen aus dem damals aufgelegten Programm NRW.Start-up akut. Patrick Nesseler, Investment Manager aus der Abteilung Venture Center und Frühphasenfinanzierung der NRW.BANK, war seitdem auch beratend tätig – und bot der Gründerin die große Bühne beim Pitch auf der Private Equity-Konferenz NRW 2023.

Euregionaler Pitch bei der Private Equity-Konferenz NRW

„Wir haben Shari Heep gefragt, ob sie an unserem euregionalen Pitch teilnehmen möchte“, sagt Patrick Nesseler. Die Pitches bei den Private Equity-Konferenzen der NRW.BANK sind international besetzt, mit je vier Start-ups aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Vor der Präsentation würden die Teams professionell gecoacht, so Nesseler, damit sie ihr geschäftliches Profil noch weiter schärfen und bei der Präsentation bestmöglich performen könnten. Immerhin sitzen im 500-köpfigen Publikum viele potenzielle Investierende. „Digitale Geschäftsmodelle wie das von Scalara sind ein Innovations- und Wachstumstreiber für unsere Wirtschaft. Das Team um Shari Heep hatte zu diesem Zeitpunkt eine durchaus positive Entwicklung vorzuweisen und bereits namhafte Investoren für sich gewonnen“, so Nesseler. „Wir wollten dabei helfen, den nächsten Schritt zu tun.“

Belgischer Investor als Beispiel für grenzüberschreitende Finanzierung

Tatsächlich war die Präsentations- und Netzwerkveranstaltung der NRW.BANK ein willkommenes Sprungbrett für die Brühler Gründerin. Sie konnte einen belgischen Investor für sich gewinnen, der in seinem Heimatland ebenfalls in der Immobilienbranche tätig ist. „Diese grenzüberschreitende Finanzierung zeigt, dass die wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Euregio für Unternehmen große Wachstumschancen bietet“, betont Justus Schünemann vom Team für EU- und Außenwirtschaftsförderung der NRW.BANK, der den euregionalen Pitch mitorganisiert hat. „Eine direkte Investition eines ausländischen Investors in der Frühphase ist wirkliche eine außergewöhnliche Entwicklung, auf der wir für die Zukunft sehr gerne aufbauen“, so Schünemann weiter. Der internationale Pitch mit den Euregio-Staaten Deutschland, Belgien und den Niederlanden hatte auf der Private Equity-Konferenz NRW 2023 Premiere. (Siehe Kasten)

Weiteres Wandeldarlehen unterstützt Wachstumsphase

Damit der Aufwärtstrend in der vielversprechenden Wachstumsphase anhält, förderte die NRW.BANK das Start-up Scalara im Herbst 2023 zusätzlich mit NRW.SeedCon. Auch dieses Programm ist mit einem Wandeldarlehen verbunden. Diese Art Darlehen kann durch den Darlehensgeber unter bestimmten Bedingungen in eine Beteiligung an dem Start-up gewandelt werden.

Das Engagement der NRW.BANK hat für Scalara auch jenseits der finanziellen Aspekte Vorteile: „Die NRW.BANK verfügt über eine große Strahlkraft“, sagt Shari Heep. „Allein die Tatsache, dass die Bank uns unterstützt, hat uns in Gesprächen mit potenziellen Geldgebern schon sehr geholfen.“

Anfangsphase als Achterbahnfahrt

Ein weiterer Grund, warum die heute 35-Jährige in dem Metier erfolgreich ist, liegt sicher an ihrem familiären Hintergrund. Ihre Eltern führten eine Hausverwaltung und betreiben sie noch immer – mittlerweile mit der Software ihrer Tochter. Zunächst hatte Shari Heep allerdings Jura studiert. Zu ihren Themen zählte auch IT-Recht. Die Einblicke in digitale Möglichkeiten gehörten zu den Inspirationen für ihre Start-up-Gründung. „Außerdem konnte ich mir den Juristenberuf dann doch nicht vorstellen, ich bin halt Unternehmerkind durch und durch.“ Heep gründete Scalara im Oktober 2020 mit Gleichgesinnten. Die Anfangsphase bezeichnet sie als „Achterbahnfahrt“. Zwischenzeitlich trennte sich das ursprüngliche Gründungsteam. Mit ihrem aktuellen Kompagnon Alexander Dziendziol-Dickopf, der als Informatiker die technischen Belange leitet, arbeitet sie seit Oktober 2022 erfolgreich zusammen.

Frauen sollten sich nicht entmutigen lassen

In der ohnehin turbulenten Gründungsphase bekam Shari Heep zwei Kinder. „Beide habe ich in viele Calls mitgenommen.“ Die Betreuung teile sie sich mit ihrem Mann, auch helfe die Familie mit. „Dass sich Kinder und beruflicher Erfolg ausschließen, war für mich nie eine Option“, so die Scalara-Gründerin. Mit ihrem Beispiel will sie anderen Frauen Zuversicht vermitteln – selbst wenn die Zahl der Gründerinnen immer noch viel niedriger ist als die der Gründer: „Es ist möglich, sich als Frau selbstständig zu machen, auch in der IT-Branche und ebenso mit Kindern.“ Frauen sollten sich nicht entmutigen lassen, so Heep, sondern sagen: „Schauen wir doch mal, was geht!“

Euregionale Pitches auf den Private Equity-Konferenzen NRW

Die NRW.BANK kooperiert bei der Ausrichtung der euregionalen Pitches, die seit 2023 Teil der Private Equity-Konferenzen sind, mit den Förderagenturen LIOF aus den Niederlanden und LRM aus Belgien. Die drei Partner arbeiten bereits seit einigen Jahren zusammen, um Start-ups und Unternehmen der grenzüberschreitenden Wirtschaftsregion zu unterstützen. Zu dem gemeinsamen Engagement gehörten bereits Pitches in kleinerem Rahmen. Die teilnehmenden Teams präsentieren auf Englisch.

Stand: 15.05.2024

Zur Website: www.scalara.de