Heimat durch Neubau – selbst im Zentrum dicht besiedelter Städte können lebenswerte Wohnquartiere mit idyllischem Charme entstehen. Der von der NRW.BANK geförderte Neubau der Claudius-Höfe in Bochum steht mustergültig für kluge Planung und menschenfreundliche Architektur.

Modernes Wohnquartier mit Innenhof. Im Erdgeschoss ein Cafe, im Hof ein großer Baum und Fahrräder
Claudius-Höfe in Bochum.

Wer im Marktcafé Claudius den Blick durch die bodentiefen Fenster über den Platz schweifen lässt, vergisst leicht, dass sich die Claudius-Höfe im Zentrum in einer Großstadt befinden. Die Sitzbänke im Schatten einer Platane laden zum Verweilen ein, am Rand steht eine Kapelle, ein Veranstaltungsraum öffnet sich mit großer Glasfront zum Platz hin. Zu dem Ensemble, das mit dem Deutschen Bauherrenpreis 2016 in der Kategorie Neubau ausgezeichnet wurde, gehören auch ein Restaurant, ein Hotel und ein Studentenwohnheim.

Integriertes Leben im sozialen Großstadt-Dorf

Die Claudius-Höfe sind für über 200 Menschen eine neue Heimat geworden. Gerade einmal drei Gehminuten vom Bochumer Hauptbahnhof entfernt baute die Matthias-Claudius-Stiftung für sie ein neues, in sich geschlossenes Quartier als soziales und integratives Mehrgenerationenprojekt. Familien, Alleinstehende, Studierende, Senioren und Menschen mit körperlichen wie geistigen Einschränkungen leben seit 2012 in dem Quartier. „Es ist ein soziales Großstadt-Dorf“, erklärt beim Rundgang Prof. Dr. Willi Gründer, zur Entstehungszeit Vorstand der Matthias-Claudius-Stiftung. „Und das hat natürlich einen Marktplatz als Zentrum – ein Treffpunkt und Ort des Austauschs.“

„Quartiere brauchen markante Orientierungspunkte“, ergänzt Heiner Farwick, Juror des Deutschen Bauherrenpreises 2016. „Das kann zum Beispiel neben dem Marktplatz ein Kirchturm, eine Skulptur oder ein Brunnen sein.“ Ein so ausgeformter, gut ablesbarer Bereich dient gleichsam als Mittelpunkt eines Wohnstandorts. „Das stärkt die Identifikation mit dem Quartier.“ Dass der Mensch sich nicht „verloren“ vorkommt, dafür kann auch Nähe sorgen. Der Blick sollte in Sichtweite an etwas Halt finden. Dazu können kurze oder überschaubare Gebäudelängen im Quartier beitragen – so wie im neuen Bochumer Quartier, wo Gebäude quasi maßstäbliche Straßen- und Platzräume bilden.

Schwieriges Terrain gemeistert

Farwick lobt vor allem den wegweisenden Mix aus Sozialprojekt, Mehrgenerationenwohnen und freien Wohnungen. Herausragend gingen Heinle, Wischer und Partner Architekten nach seinem Verständnis mit dem Baugrund um, einer 10.000 Quadratmeter großen Fläche, auf der einst der städtische Fuhrpark beheimatet war – ein schwieriges Terrain mit privaten Bestandswohngebäuden am Rande. Die bunte, organisch gewachsene Blockrandbebauung kontrastiert die neue, aus strengen Gebäudekuben bestehende Architektur. Geschickt wird mit schmalen Durchlässen in die Tiefe des Geländes geleitet. „Es gelang mit Ergänzungen im Bestand eine städtebauliche Gesamtstruktur zu entwickeln, die das ganze Quartier bereichert“, erklärt Farwick. Dass die Claudius-Höfe durch ihr innovatives Energie- und Wärmekonzept Teil der KlimaExpo.NRW geworden sind, ist das i-Tüpfelchen.

Hohe Qualität zu tragbaren Kosten

Der Deutsche Bauherrenpreis folgt dem Leitbild „Hohe Qualität zu tragbaren Kosten.“ Für Farwick ist gute Architektur entsprechend mehr als Ästhetik. In den Claudius-Höfen sei es gelungen, hochwertige und bezahlbare Wohnungen zu schaffen, die auch für die nächste Generation attraktiv sind. Dennoch kommt es auch auf die sichtbare Wertigkeit an. „Dann sagt der Bewohner des Quartiers auch: ,Das ist mein Haus und dafür übernehme ich Verantwortung.’“

Modern, attraktiv und rentabel

30 der insgesamt 68 Wohnungen der Claudius-Höfe wurden von der Wohnraumförderung des Landes, bereitgestellt über die NRW.BANK, mit rund 4,3 Millionen Euro gefördert. Das Projekt ist ein Beispiel dafür, dass Wohnraumförderung modern, attraktiv und rentabel ist. Ein breites Spektrum an Förderangeboten ermöglicht es Investoren, preisgünstigen Wohnraum für alle zu schaffen, zu erhalten und Quartiere aufzuwerten.

 

Stand: 4. Dezember 2019

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