Mit dem Programm NRW.BANK.Baudenkmäler können historische Gebäude nicht nur erhalten, sondern auch neuer Raum für sozial nachhaltige Projekte geschaffen werden. Der neue Standort des Gesundheitszentrums Walstedde geht darüber noch hinaus: Die umfassend sanierte Alte Feuerwehrschule im münsterländischen Ahlen beherbergt jetzt Angebote der Kinder- und Jugendpsychotherapie und wirkt so dem Therapeutenmangel im ländlichen Raum entgegen.
„Bei der Immobilie handelt es sich um ein erhaltenswertes, das Bild der Kulturlandschaft prägendes Gebäude“, so beschreibt die Stadtverwaltung Ahlen die Alte Feuerwehrschule im Ortsteil Brockhausen, die mit Förderung der NRW.BANK grundlegend saniert wurde. Seit Sommer 2022 dient das Anwesen dem Gesundheitszentrum Walstedde, das im benachbarten Drensteinfurt liegt, als weiterer Standort. Neben sozialen und psychologischen Angeboten, die sich an Heranwachsende richten, ist dort nun auch eine Ausbildungsakademie für Kinder- und Jugendpsychotherapie untergebracht.
Das Haus war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Schulgebäude erbaut worden, bevor es zu einer Ausbildungsstätte der Feuerwehr wurde. Die Stadt Ahlen hatte den Verkauf an die Bedingung gebunden, dass über den Erhalt hinaus eine „adäquate Nachnutzung“ sichergestellt sein müsse. Das ist der Fall. Die neue Nutzung fördert die sozialen Lebensbedingungen in der Region und darüber hinaus.
Ausbildung von Psychotherapeutinnen und -therapeuten
„Der gesamte medizinisch-therapeutische Bereich trägt ganz wesentlich zu einer sozialen Nachhaltigkeit bei“, betont Paul Berlage, einer der Geschäftsführer des Gesundheitszentrums Walstedde. „Wenn man Kindern und Jugendlichen zum entscheidenden Zeitpunkt hilft, ihren Weg zu finden, dann hat das Auswirkungen auf ihr gesamtes Leben, inklusive ihres familiären und gesellschaftlichen Umfelds.“ In der Alten Feurwehrwache sind ein Autismus-Therapie-Zentrum und ein Frühförderungszentrum für Vorschulkinder untergebracht. Mithilfe der hauseigenen Akademie möchte das Gesundheitszentrum dem Fachkräftemangel entgegenwirken, indem es Psychotherapeutinnen und -therapeuten für den eigenen Bedarf, aber auch für die Gesundheitsversorgung der gesamten Region ausbildet.
Das Gesundheitszentrum Walstedde unterstützt mit seinen mehr als 350 Mitarbeitenden pro Quartal rund 11.000 Patientinnen und Patienten vornehmlich auf dem Gebiet der seelischen Gesundheit. „Man kann durchaus sagen, dass wir ein bundesweit beachtetes Modellprojekt sind“, sagt Prof. Josef Weglage, der geschäftsführende Gesellschafter und Gründer der privaten Einrichtung. So befänden sich stationäre, teilstationäre und ambulante Bereiche sektorenübergreifend unter einem Dach. Mit vielen seiner Angebote sei das Zentrum, so Weglage, „auch deutlich überregional präsent“, mit Patienten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.
Effizienzgebäude 70 EE mit Geothermie und Photovoltaik
Nach der Modernisierung erfüllt das Gebäude den Standard eines Effizienzgebäudes 70 EE. Das energetisch ertüchtigte Haus hat also einen Energieverbrauch von rund 70 Prozent im Vergleich zu einem Referenzgebäude. Der Zusatz „EE“ zeigt an, dass erneuerbare Energien zum Einsatz kommen. Im konkreten Fall ist dies zum einen Geothermie, mit der das Gebäude im Winter geheizt und im Sommer gekühlt werden kann. Für den elektrischen Strom sorgt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Darüber hinaus wurde das Haus vom Dach, das neu gedeckt wurde, bis zum Keller, der trockengelegt werden musste, grundlegend instandgesetzt. Zudem sind sowohl die Therapie- und Besprechungsräume als auch die Sanitäranlagen barrierefrei.
Die Gesamtkosten für die Sanierung betrugen rund 2,8 Millionen Euro. Die KfW beteiligte sich mit einem Zuschuss in Höhe von gut 720.000 Euro aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Das Darlehen der NRW.BANK aus Mitteln des Programms NRW.BANK.Baudenkmäler hatte ein Volumen von circa 2,1 Millionen Euro.
-
0
%
Energieverbrauch im Vergleich zu einem Referenzgebäude
-
0
Mio. €
Gesamtkosten
-
0
Mio. €
Darlehen NRW.BANK
Erhaltenswerter Gebäudebestand mit zukunftsweisender Nutzung
„Ohne die Unterstützung der NRW.BANK und der KfW wäre das Projekt ganz sicherlich so nicht möglich gewesen“, sagt Prof. Weglage, der neben der finanziellen Förderung auch die Beratungsleistung hervorhebt. „Man hatte von Anfang an den Eindruck, da ist jemand mit Herzblut dabei“, ergänzt Co-Geschäftsführer Paul Berlage und verweist explizit auf die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Förderberater der NRW.BANK, Christian Gnegel.
Christian Gnegel ist Förderberater für die Region Westfalen/Lippe. Seiner Ansicht nach hat sich mit der neuen Dependance die „Strahlkraft“ des Gesundheitszentrum Walstedde weiter erhöht. „Bei der Alten Feuerwehrschule ist es auf vorbildliche Weise gelungen, einen erhaltenswerten Gebäudebestand in die Zukunft mitzunehmen, zumal mit einer zukunftsweisenden und sozial nachhaltigen Nutzung“, so der Förderexperte.
Die psychosozialen Angebote in der Alten Feuerwehrschule werden, so die Verantwortlichen, sehr gut angenommen. Das Gesundheitszentrum will seine Kapazitäten schon bald erneut erweitern. Geplant sind der Kauf und die Sanierung eines denkmalgeschützten Bauernhofs aus dem 18. Jahrhundert. Erste Gespräche mit der NRW.BANK laufen schon.
Website: www.haus-walstedde.de
Stand: 23.03.2023
NRW.BANK.Baudenkmäler
- Zinsgünstige Darlehen mit einem Finanzierungsanteil von bis zu 100% - feste Zinsen für die gesamte Laufzeit von bis zu 30 Jahren
- Für gewerbliche und öffentliche Unternehmen, gemeinnützige und öffentliche Einrichtungen, Religionsgemeinschaften und natürliche Personen
- Finanziert Vorhaben zur Instandhaltung und Sanierung von Baudenkmälern und Gebäuden mit besonders erhaltenswerter Bausubstanz