Cloud Computing statt Papier und Bleistift. Die mehrfach ausgezeichnete Softwarelösung FrachtPilot des Münsteraner Start-ups FlexFleet Solutions hilft landwirtschaftlichen Erzeugern und regionalen Lebensmittelhändlern bei der Direktvermarktung. In der Coronakrise unterstützte die NRW.BANK das Gründerteam mit dem Programm NRW.Start-up akut dabei, ihr Unternehmen auf Kurs zu halten.

Drei Leute vor Strohballen
Das FrachtPilot-Team (von links): Dr. Stefan Fleischer, Dr. Sebastian Terlunen, Jan-Hendrik Fischer

Immer mehr Lebensmittelerzeuger und -händler setzen auf regionale Direktvermarktung. Mit dem klassischen Ladenverkauf fing es an. Inzwischen umfasst die Vermarktung oft auch einen Online-Shop und einen Zustellservice bis vor die Haustür. Bei dem wachsenden Organisationsaufwand kann die cloudbasierte Software FrachtPilot helfen. Sie übernimmt einen Großteil der Büroarbeit – von der Bestellannahme über die Routenplanung bis zur Rechnungsstellung.

„Das spart Zeit und Kosten. Der Direktvertrieb wird somit wesentlich effizienter“, sagt Dr. Sebastian Terlunen vom Entwicklerteam von FrachtPilot. „Viele Direktvermarkter kämpfen noch mit veralteten Softwarelösungen und bearbeiten ihre Bestellungen händisch an zeitintensiven Büroabenden, vergraben unter Papierbergen“, so der 41-Jährige. Die Softwarelösung ist das erste Produkt des Münsteraner Start-ups FlexFleet Solutions. Zu seinen Gründern gehören neben Terlunen auch Jan-Hendrik Fischer und Dr. Stefan Fleischer. Alle drei sind Wirtschaftsinformatiker und kennen sich vom Studium an der Uni Münster.

Unterstützung durch EXIST und den Digital Hub

Im Herbst 2018 begannen die Vorarbeiten zu dem, was Terlunen das „Sprungbrett in die digitale Direktvermarktung“ nennt. Das Trio startete sein FrachtPilot-Projekt mit der Unterstützung eines EXIST-Gründerstipendiums des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Gemeinsam mit einigen Testkunden entwickelten sie Schritt für Schritt die Software, mit der sie im Oktober 2019 an den Markt gingen. Der Erfolg stellte sich rasch ein. Bereits im Januar 2020 erhielten sie den ersten Preis der Start-up-Days bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Einen Monat später, im Februar 2020, waren bereits 55.000 Bestellungen über die Software abgewickelt worden. Begleitet und unterstützt wurde die erfolgreiche Gründungsphase auch vom Accelerator-Programm des Digital Hub Münsterland.

Eigentlich hätten Sebastian Terlunen und seine Mitstreiter jetzt so richtig durchstarten können. Doch dann kam Corona. Direktvermarkter beliefern Kitas mit Milch, Restaurants bekommen Fleisch und Gemüse. Das sind prinzipiell genau die Orte, die wegen der Pandemie lange Zeit geschlossen waren. Weil die Direktvermarkter selbst weniger absetzen konnten, war auch die Nachfrage nach einer Softwarelösung für den Vertrieb geringer. Zudem hätten sich potenzielle Investoren, so Terlunen, wegen der Unwägbarkeiten der Krise sehr zurückhaltend gezeigt.

 

Die NRW.BANK hilft in der Coronakrise mit NRW.Start-up akut

Auch in dieser finanziell schwierigen Situation fanden die Münsteraner Gründer Hilfe in der vielfältigen nordrhein-westfälischen Förderlandschaft. Die NRW.BANK bewilligte ihnen im Oktober 2020 ein Darlehen aus dem Programm NRW.Start-up akut. Das Programm wurde im April 2020 ins Leben gerufen und richtete sich an innovative, wachstumsorientierte Kapitalgesellschaften in der Seed- oder Start-up-Phase, die von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen sind. In den Jahren 2020 und 2021 wurden nahezu 200 Start-ups im Rahmen des Programms unterstützt. „Das Start-up Flexfleet Solutions überzeugte uns als Ausgründung aus der Wissenschaft mit großem Know-how“, sagt Lutz Lambert, Experte für die Frühphasenfinanzierung bei der NRW.BANK. Ihre Softwarelösung FrachtPilot weise einen klaren Kundennutzen auf und unterstütze den regionalen Gedanken.

Der Gründer Sebastian Terlunen bezeichnet die Zusammenarbeit mit der NRW.BANK als fruchtbar und effektiv. „Wir wurden sehr gut beraten und konnten jederzeit Rückfragen stellen.“ Von der Einreichung des Antrags bis zur Bewilligung habe es nicht einmal sechs Wochen gedauert. „Das war ein sehr zielgerichtetes und schlankes Verfahren.“

 

Erfolgreich und ressourcenschonend

Auf diese Weise blieb die FlexFleet Solutions GmbH mit ihrem Produkt FrachtPilot auf Erfolgskurs. Das Münsteraner Start-up beschäftigt aktuell zehn Mitarbeiter und hat über 150 Kunden. Die Zahl der Bestellungen, die mit der Software bisher getätigt wurden, summiert sich mittlerweile auf über eine Million. Laut FlexFleet Solutions verhilft der Einsatz der Software bei der Direktvermarktung zu rund 60 Prozent mehr Umsatz und zu 30 Prozent kürzeren Routen. Die Büroarbeit verringere sich um durchschnittlich zehn Stunden pro Woche. Und da von Lieferscheinen bis Rechnungen alles digital erstellt werden kann, braucht man kaum Papier, was wiederum ressourcenschonend ist. Ein Beispiel aus dem FrachtPilot-Alltag: „Einer unserer Kunden, der Milch-Direktvermarkter Große Kintrup in Münster, hat früher 500 Blatt Papier am Tag ausgedruckt“, erzählt Terlunen. „Durch uns sind es jetzt 96 Prozent weniger.“

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Stand: 20. Juni 2022

Zur Website www.frachtpilot.de