Für eine nachhaltige Welt müssen nicht nur Treibhausgase reduziert oder Kreisläufe für Rohstoffe geschlossen werden. Ökologische, ökonomische und soziale Ziele müssen Hand in Hand gehen, um sicherzustellen, dass für die Zukunft ein menschenwürdiges Leben möglich ist.

Die soziale Nachhaltigkeit hat das Ziel, die Lebensqualität von Menschen zu steigern. Zum Beispiel im Bereich Bildung, Gesundheit und Chancengleichheit oder sozialer und materieller Teilhabe. Auch das unterstützen wir als NRW.BANK.

Lesen hier mehr über unsere Förderung von sozialem Unternehmertum über die Möglichkeit für Investoren, ihr Geld in Projekte anzulegen, die das Wohlergehen der Menschen in unserem Land fördern. Weitere Einblicke in das Thema geben die Experten Prof. Dr. Christian Berg und der Biologe Dr. David Bittner.

Förderung von sozialem Unternehmertum

Portrait von Elisabeth Leidinger aus dem Beratungscenter Wirtschaftsförderung der NRW.BANK

Unternehmen, die soziale Nachhaltigkeit in ihrer Unternehmensstrategie integrieren, erzielen nicht nur positive Auswirkungen für die Gesellschaft, sondern profitieren selbst davon. Wie die NRW.BANK Unternehmen dabei unterstützt, erzählt Elisabeth Leidinger, Förderberaterin bei der NRW.BANK, im Interview.

Warum ist soziale Nachhaltigkeit ein Thema für die Wirtschaft?

Die spürbaren Folgen des Klimawandels, die Vernichtung von Lebensräumen, Fluchtbewegungen in die Industrienationen, Polarisierung der Gesellschaften haben insbesondere die jüngere Generation veranlasst, soziale Nachhaltigkeit politisch einzufordern und auch im unternehmerischen Handeln umzusetzen. Es geht darum, lebenswürdige Bedingungen zu schaffen, eine faire Bezahlung, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, soziale Infrastrukturen zu entwickeln oder die materielle wie auch immaterielle Teilhabe zu fördern. Soziale Nachhaltigkeit zielt darauf ab, langfristig positive Auswirkungen auf die Gesellschaft zu erzielen. Unternehmen, die dies in ihrer Unternehmensstrategie integrieren, können Wertschöpfung und Reputation verbessern, Fachkräfte und andere Stakeholder an sich binden und von Investoren als interessantes Asset wahrgenommen werden.

Unter dem Begriff Social Entrepreneurship versteht man eine unternehmerische Tätigkeit, die sich für einen positiven Wandel der Gesellschaft einsetzt. Wieso ist das in Zeiten, in denen es um globales Wachstum und Innovationen geht, so wichtig?

Durch die Verbindung unternehmerischer Ansätze mit gesellschaftlichen Anliegen entstehen soziale und ökologische Innovationen. Social Entrepreneurs, bzw. Gemeinwohlunternehmen sind Impulsgeber beispielsweise für den Einsatz technologischer Möglichkeiten für soziale Ziele oder für Geschäftsmodelle zum Klimaschutz oder Ressourceneffizienz. Dazu gehört auch ein verantwortungsvolles und Nachhaltigkeit berücksichtigendes Wachstum. Damit leisten Sozialunternehmen - zumeist junge und innovative Unternehmen - auch einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung unserer Gesellschaft.

Sozialunternehmen schaffen also einen gesellschaftlichen Mehrwert. Doch sie haben es bei der Beschaffung von Kapital häufig schwerer. Wie werden sie dabei von der NRW.BANK unterstützt?

Wir wissen um die Besonderheiten bei der Finanzierung eines Sozialunternehmens. Innovative Ansätze, zum Beispiel Inklusion oder Angebote, die soziale Nachhaltigkeit berücksichtigen, sind im Rahmen eines Kreditprozesses schwierig auf ihre Marktchancen einzuschätzen, da es noch wenig Markterfahrung gibt. Zudem bilden Sozialunternehmen üblicherweise weniger Reserven, negative Abweichungen der Planungen können daher schnell zu Liquiditätsengpässen führen. Als Förderbank unterstützen wir sie mit Beratungs- und Förderangeboten. Wir bereiten sie zum Beispiel mit speziellen Informations- und Seminarangeboten sowie unserem Angebot NRW.BANK.Finanzierungsbegleitung auf Finanzierungsgespräche bei der Hausbank vor. Außerdem haben wir Förderprogramme auf die Gesellschafterrechtsform „Gemeinnützig“, zum Beispiel gGmbH geöffnet.  Wir unterstützen mit dem NRW.Mikrodarlehen kleinere Gründungen auch ohne Sicherheiten sowie mit dem Programm NRW.Microcrowd eine Mittelaufstockung erfolgreicher Crowdfunding-Projekte.  Die NRW.BANK versteht sich als Partner des Sozialunternehmertums und unterstützt regionale Initiativen und Netzwerke.

Können Sie Beispiele nennen?

Da gibt es einige. Wir haben zum Beispiel mit dem Mikrodarlehen das Unternehmen Home plus aus Münster gefördert. Home plus ist ein Serviceunternehmen für haushaltsnahe Dienstleistungen. Zu den Services gehören die Haus- und Wohnungspflege, Einkaufs- und Begleitfahrten stehen ebenfalls auf dem Programm. Es geht darum, Menschen dabei zu unterstützen, so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung zu leben. Die meisten Kunden haben wegen Pflegebedürftigkeit Anspruch auf die teilweise oder vollständige Kostenerstattung der haushaltsnahen Dienstleistungen. Das Unternehmen hat sich so gut entwickelt, dass es nun neben Münster auch noch Filialen in Lüdinghausen und Hamm gibt.

Was können gemeinwohlorientierte Unternehmen tun, um Förderung in Anspruch zu nehmen?

Gemeinwohlorientierte Unternehmen sind Unternehmen. Als solche können sie das gesamte Förderangebot der Wirtschaftsförderung in Anspruch nehmen: Sei es die Beratung bei den STARTERCENTER NRW im Rahmen eines Gründungsvorhabens oder die Beratung bei der NRW.BANK, bei der sie sich zu Finanzierungs- und Förderoptionen oder Netzwerken orientieren können. Auf die vielfältigen Initiativen in NRW, zumeist in Verbindung mit den regionalen Kammern oder Wirtschaftsförderungen, habe ich ja schon hingewiesen. Der erste Schritt zur Förderung ist daher: einfach den Kontakt zu uns per Telefon oder Mail aufzunehmen.

Soziales Unternehmertum - Förderbeispiele

Jemand holt frisch gebackene Brötchen aus dem Backofen einer Bäckerei.

Wir fördern Ihren Weg in die Selbstständigkeit

Die NRW.BANK steht Ihnen bei allen Gründungsvorhaben mit Rat, Tat und einer speziell auf Ihren Bedarf abgestimmten Förderung zur Seite.

Wir fördern Ihren Weg in die Selbstständigkeit
Ein Frau mit Schutzhelm und gelber Warnweste installiert auf einem Dach eine Solaranlage.

Für ein starkes Unternehmertum in NRW

Die NRW.BANK hilft Ihnen und Ihrem Unternehmen mit geförderten Darlehen und Eigenkapital bei Ihren Investitionsvorhaben und der Liquiditätssicherung.

Für ein starkes Unternehmertum in NRW

NRW.BANK.Social Bond

Porträt Christian Hardt

Die NRW.BANK hat in diesem Jahr ihren insgesamt zehnten Social Bond emittiert. Was sie damit bewirken konnte und warum sich Sozialanleihen für Investoren lohnen, erzählt Christian Hardt, Leiter der Abteilung Investor Relations.

Vor vier Jahren hat die NRW.BANK als erste deutsche Förderbank eine Sozialanleihe emittiert. Was muss man sich unter einem Social Bond vorstellen?

Ein Social Bond ist eine Anleihe, deren Erlöse in Projekte mit sozialem Mehrwert fließen. Sie orientieren sich an den Social Bond Principles der „International Capital Market Association“, die branchenspezifische Standards und Empfehlungen bereitstellt. Die entsprechenden Projekte können für bezahlbaren Wohnraum sorgen, die gesundheitliche Infrastruktur stärken oder  Unternehmen in Nordrhein-Westfalen dabei unterstützen Arbeitsplätze zu schaffen oder zu erhalten. Darüber hinaus refinanziert die Anleihe auch Kredite für wirtschaftlich benachteiligte Kommunen, etwa beim Thema schulische Bildung.

Was hat denn die NRW.BANK mit ihren Social Bonds unterstützt? Können Sie konkrete Beispiele nennen?

Grundlage für unsere Social Bonds ist ein jährlich rollierender Asset Pool – also eine Sammlung von Krediten die gewissen Auswahlkriterien entsprechen und nicht älter als 36 Monate sind. Der aktuelle Asset Pool hat eine Größe von 7,9 Milliarden Euro und berücksichtigt über zehntausend Kredite. Darunter sind Projekte, wie die Modernisierung der Martin-Luther Grundschule in Münster. Oder der Neubau eines Seniorenzentrums in Neuss. Gerade letzteres ist in meinen Augen ein tolles Projekt, weil es nicht nur Wohnungen, Dauerpflegeplätze oder „Wohnen mit Service“ anbietet, sondern auch einen Nachbarschaftstreff für das gesamte Quartier integriert – mit Café und Gemeinschaftsraum.

Die NRW.BANK begibt ja bereits seit vielen Jahren Green Bonds. Warum bietet sie auch Social Bonds an und warum sind diese für Anleger interessant?

Es geht uns darum, neben der ökologischen auch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit in Nordrhein-Westfalen zu stärken. Das ist Teil unserer Strategie als Förderbank, aber eben auch ein wichtiges Thema für Investoren. Sicherlich ist der Fokus auf positive ökologische Wirkungen aktuell sehr groß, das heißt aber nicht, dass nicht auch die soziale Dimension wichtig ist. Die Social Bonds bieten unseren Investoren die Möglichkeit an Projekten teilzuhaben, die die Lebensgrundlagen und das Wohlergehen der Menschen in unserem Land sichern und fördern. Dies schafft nicht nur die Transparenz über unser Geschäftsmodell und die Wirkung unserer Förderung, sondern steigert auch die Investorendiversifikation.

Wie nachhaltig sind Social Bonds? Kann man eine Wirkung messen?

Ja kann man, allerdings ist dies nicht so einfach wie bei einigen ökologischen Wirkungsindikatoren, allen voran den eingesparten CO2 Emissionen. Eine ähnliche universelle Wirkungsgröße, die jeder kennt und gut vergleichbar ist, gibt es im sozialen Bereich in dieser Form nicht.  Hier stehen die gesellschaftlichen Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe im Fokus, die lokal sehr unterschiedlich sein können. So langsam bilden sich auch hier Anhaltspunkte und Methoden heraus, aber gerade die Kontroversen um das Thema „soziale Taxonomie“ zeigen, wie schwer es ist, allgemein gültige Wirkungsparameter zu definieren. Unser unabhängiger Partner, das Wuppertal Institut, hat NRW-spezifische Wirkungsmodelle entwickelt als Grundlage, um die positiven Wirkungen der Social Bond Projekte zu ermitteln. Im Rahmen der letzten Wirkungsanalyse wurde beispielsweise geschätzt, dass mit dem Social Bond Asset Pool der Zugang zu 1.800 neuen bezahlbaren Wohneinheiten ermöglicht und 39.000 Arbeitsplätze in NRW geschaffen bzw. erhalten wurden.

NRW.BANK.Social Bond: Erfolgsgeschichten

5 Personen halten Karten mit den UN-Zielen in der Hand. Im Vordergrund eine Karte mit dem Text Nachhaltige Städte und Gemeinden

NRW.BANK.Social Bond

Der NRW.BANK.Social Bond refinanziert Förderprojekte in Nordrhein-Westfalen mit positiven gesellschaftlichen Auswirkungen.

Zum NRW.BANK.Social Bond

Weitere Interviews zum Thema Soziale Nachhaltigkeit

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